Wednesday, September 22, 2004

Harte Woche

Guten Abend allerseits,
leider bin ich seit einer Woche nicht dazu gekommen irgendetwas zu schreiben, was vor allem daran liegt, dass mich mein Stundenplan ziemlich stresst. Ich habe bis auf wenige Ausnahmen jeden Tag Uni, und meistens mehrere Veranstaltunge ueber den ganzen Tag verteilt, so dass fuer Freizeitplanung nicht viel Zeit bleibt. Hinzu kommt noch der unglueckliche Umstand, dass man fuer die meisten Veranstaltungen wirklich vorbereitet sein muss, da man staendig in der Gefahr ist, irgendwelche Fragen gestellt zu bekommen oder die Hausaufgaben vortragen zu muessen. Ich komme mir wirklich wieder vor wie in der Schule mit dem kleinen Unterschied, dass es einem da eher egal sein konnte.
Nichtsdestotrotz waren wir letzten Mittwoch wie angekuendigt auf der Party anlaesslich des mexikanischen Nationalfeiertags. Sie fand im La Plage statt, einer kleinen Bar, die teilweise mit Sand aufgeschuettet ist. Wir hatten vorher bei Christian vorgeglueht, so dass wir erst recht spaet dort ankamen und auch schon eine ganz gute Ruestung anhatten. Allerdings befanden wir uns damit in bester Gesellschaft, da fast alle schon ein gehoeriges Bacchus-Opfer erbracht hatten.
Am Donnerstagabend ging es in dieser Manier weiter, da in einem ebenfalls recht kleinen Laden eine Party von unserer Schule stattfand. Wir nutzten die Happy-Hour voll aus, um uns dann recht frueh zu verabschieden, da wir am naechsten Tag freihatten und Beate, Christian und ich diesen Umstand fuer eine Fahrt nach Bruessel nutzen wollten, was wir natuerlich auch in die Tat umsetzten.
In Bruessel angekommen, tranken wir erstmal einen Kaffee, bevor wir uns auf einen Stadtspaziergang begaben. Dieser fuehrte uns als erstes zum Grand Place, der von herrlichen alten Gebaeuden gesaeumt ist. Sodann schauten wir uns das Maenneken Piss an und schlenderten einfach ein wenig herum, bis uns der Hunger in eine kleine urige Kneipe trieb, wo wir ersteinmal ein Sandwich assen und ein paar Postkarten schrieben, um uns dann frisch gestaerkt wieder ins Stadtgewuehl zu stuerzen. Am fruehen Abend begaben wir uns auf die Rueckfahrt, die uns auf der Suche nach einem geoeffneten Supermarkt noch ueber einige belgische Landstrassen fuerte, so dass wir auch noch ausreichend Gelegenheit hatten, Eindruecke von der belgischen Landschaft zu gewinnen. Bemerkenswert war der Grenzuebertritt zurueck nach Frankreich, da es mit einem Schlag ploetzlich dunkel wurde. In Belgien waren naemlich alle Strassen beleuchtet gewesen.
Am Samstag hatten wir am Vormittag eine vierstuendige Vorlesung, was wir als echte Zumutung empfanden. Nachdem ich am Nachmittag die Bundesliga-Konferenz auf Deutsche Welle verfolgt hatte, besuchten wir mit einigen International Students den Jahrmarkt, der nicht weit von unserer Schule entfernt stattfindet. Anschliessend chillten wir wieder ein wenig bei Christian und gingen dann in den Snooker-Palace, wo wir auch schon den allerersten Abend verbracht hatten. Leider loeste die Gesellschaft dort sich nach unserer Ankunft recht schnell auf. Wir hatten uns aber auch erst ziemlich spaet aufraffen koennen, unseren Standort zu verlegen.
Am Sonntag besuchte ich mit Beate und Stefan das Musée des beaus arts. Die Ausstellung dort besteht vornehmlich aus Bildern und Skulpturen. Wir waren vom Umfang aber ein wenig enttaeuscht und hatten uns eigentlich ein wenig mehr versprochen. Auf dem Weg zurueck zu unserer Residence kamen wir zufaellig am Sitz des Regional-Parlaments vorbei und wurden direkt angesprochen, ob wir nicht an einer Fuehrung teilnehmen wollten. Diese entpuppte sich vornehmlich als eine Art Comedy-Veranstaltung, was uns erst im zweiten Moment klar wurde, als unser Fuehrer anfing schaebige Wandverkleidung des Treppenhauses in den hoechsten Toenen zu loben und zwischendurch immer wieder die schraeg aussehende Putzfrau anschrie, die waehrenddessen das Treppengelaender polierte.
Der Montag bestand wieder vornehmlich aus Uni, ebenso der Dienstag. Immerhin wurde aber am Dienstagnachmittag das erste Mal (!!!) mein Zimmer gereinigt. Am Abend dann vernichteten Beate, Martina und ich ein 5-Liter-Faesschen Desperados, das die beiden von ihrer nachmittaeglichen Shopping-Tour mitgebracht hatten. Im Anschluss daran musste ich noch einen Text fertigstellen, den ich heute morgen noch ausdrucken wollte. Das war wohl zu optimistisch gedacht, da ich heute morgen den Wecker offensichtlich nicht gehoert habe. Ich musste naemlich um 8 zum Business Game in der Schule sein, um den Text und die von unserer Gruppe am Vortag ausgearbeiteten Entscheidungen bereit zu halten. Ich schreckte aber erst um 20 vor 8 aus dem Schlaf. In der neuen Rekordzeit von 15 Minuten nach Aufwachen erreichte ich die Schule und schaffte es sogar noch, die entsprechenden Ausdrucke zu machen. Im Moment warte ich wieder darauf, dass meine Franzoesisch-Kurs beginnt, damit ich dann um 20.40 Uhr auch mal Feierabend habe.

Bis demnaechst

Wednesday, September 15, 2004

Dies ist ein serioeser Blog

Als erstes muss ich den im Gaestebuch erhobenen Vorwurf, in diesem Blog wuerden Unwahrheiten verbreitet, strikt zurueckweisen. Der Sieg beim Fussball von Christian und mir gegen Beate und Lukas war natuerlich nicht nur ein Glanzstueck des Ballzaubers, sondern ebenfalls eine taktische Meisterleistung, da wir den Gegner zunaechst etwas muede gespielt haben, um unsere filigrane Technik sodann voll zum Einsatz kommen zu lassen. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe. Der hochverehrte Leser kann sich aber gewiss sein, dass dieser Blog trotz der einen oder anderen humoristischen Anspielung nur serioeseste Tatsachenberichte enthaelt, die lediglich durch meine bescheidene Wahrnehmung ins rechte Licht gerueckt werden.

Jetzt aber im Ernst: Gestern (Dienstag) und heute am Mittwoch war ausser Uni eigentlich nicht viel los. Zudem habe ich mir wohl beim verregneten Fussballspiel am Samstag eine kleine Erkaeltung eingefangen, die ich moeglichst nicht voll zum Ausbruch kommen lassen moechte, weshalb ich mich gestern ersteinmal mit Medizin und Obst eingedeckt habe, um das Immunsystem bestmoeglich zu unterstuetzen.

Gestern abend haben wir in einer dieser Mischungen aus Kneipe, Kiosk und Tabakladen das Champions-League-Spiel Paris gegen Chelsea gesehen. Nebenbei haben Montse und Claudia aus Mexiko auf ihren Wunsch hin deutsche Schimpfwoerter von mir gelernt, die sie immer direkt an Christian ausprobierten. Ich konnte mir natuerlich nicht verkneifen, ihnen das ein oder andere Wort in den Mund zu legen, das nicht ganz ihren Erwartungen entsprach. Durch Christians Nachfrage "Right here on the table or on the toilet?" kamen sie jedoch schnell dahinter, fanden es aber natuerlich auch ganz lustig. Nach dem Spiel sind wir dann auch direkt nach Hause gegangen, da wir heute morgen um 8 zum Business Game in der Schule sein mussten. Fuer das Business Game bin ich in einer Gruppe mit drei Franzosen und Ola aus Polen. Die Besprechungen gestalten sich etwas anstrengend wegen der Kommunikationsschwierigkeiten und weil das Gespraech haeufig stark ins Detail abdriftet, was mich jedes Mal ziemlich nervt und nur Zeit kostet. Dennoch ist das ganze bisher eine ganz spassige Angelegenheit. Direkt im Anschluss folgte eine dreistuendige Vorlesung Portfolio Management, die heute das erste Mal stattfand. Leider stellte sich nach wenigen Minuten heraus, dass entgegen anderslautender Ankuendigen die Veranstaltung auf franzoesich gehalten werden sollte. Was bei den Franzosen natuerlich fuer Jubel sorgte, liess und zahlreich vertretene International Students ersteinmal protestieren. Immerhin schrieb der Dozent auf dem Overhead-Projekter selbst mit, so dass ich noch ganze zwei Zeilen mitgekommen bin, bevor ich, von seiner Sauklaue angewidert, den Stift hingeworfen habe. So verbrachte ich die ersten anderthalb Stunden damit, wechselweise den mir unbekannten Worten von der Tafel zu lauschen und mich mit meinen Banknachbarn zu unterhalten. Montze demonstrierte mir auch gleich noch einmal bereitwillig ihre neu erworbenen Deutschkenntnisse, was ich mit der Kamera im Film festhielt. Nach der Pause versuchte ich, von ein paar Franzoesinnen motiviert, nocheinmal mitzuschreiben. Das Ergebnis glich allerdings mehr einem Silbenraetsel als einer Mitschrift, so dass mir nach immerhin vier Seiten erneut die Sinnlosigkeit meiner Bemuehungen klar wurde und ich den Rest der Stunde mit konzentrierten Zuhoeren verbrachte, da sich mir die Bedeutung einiger Vokabeln immer hin schon erschlossen hatte. Wegen dieses Faux-Pas entsprechend geladen gingen wir zum Mittagessen in eines der schon hinreicheng gelobten Uni-Restaurants, um uns fuer den Nachmittag zu staerken. Auch der mittlerweile schon obligatorische Espresso nach dem Mittag, eingenommmen in der zur Mensa gehoerenden Cafeteria, durfte natuerlich nicht fehlen. Mit Schrecken realisierte ich hierbei, dass mir ueberhaupt keine Zeit blieb, um die vorangehende Vorlesung mit geschlossenen Augen auf meinem Bett liegend nachzubereiten. Also machte ich mich wieder auf in die Uni, da ich vor der naechsten Veranstaltung noch einige wichtige emails schreiben wollte. Nachdem dies erledigt war, hatten wir also Business Englisch/Marketing. Von diesem Kurs war ich sehr angenehm ueberrascht. Wir waren eine sehr ueberschaubare Gruppe von 14 Leuten, und der Dozent erwies sich als ein recht sympathischer Inselaffe, der sehr laessig rueberkam. Auch die Franzosen in diesem Kurs waren sehr freundlich und gingen bei der Einteilung in Gruppen fuer ein Referat und eine Projektarbeit sofort auf uns zu, was wir bis dato so noch nicht erlebt hatten. Dies mag vor allem daran liegen, dass dieser Kurs sich an Studenten im 4. Jahr richtet, was bedeutet, dass fast alle hier bereits selbst einen Auslandsaufenthalt hinter sich haben, waehrend die uebrigen von uns besuchten Kurse vorwiegend im 3. Jahr stattfinden. Nach der Stunde wurden Christian und ich sogar noch zum Rugbytraining eingeladen, was vielleicht keine schlechte Gelegenheit waere, sich mal mit ein paar Franzacken zu dreschen ;). Im Moment warte ich nun also darauf, dass mein Franzoesisch-Kurs losgeht, der mich noch bis 20.40 (!!!) an die Uni fesseln wird. Danach warten allerdings schon ein Tequilas auf mich, da heute anlaesslich des mexikanischen Nationalfeiertags eine Party stattfindet.

Alles Liebe, bis zum naechsten Mal

Monday, September 13, 2004

Comments

Ich habe die Pflichtanmeldung beim Schreiben von Kommentaren jetzt ausgestellt. Ich erwarte daher ein paar mehr Beitraege :).

Heute (Montag) war ein ruhiger Tag, der ganz der Uni gewidmet war. So hatte ich meinen ersten Kurs auf Franzoesisch (Theorie Financiere). Leider habe ich ausser ein paar Formeln nicht wirklich etwas verstanden. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Ausserdem habe ich noch die Fotos von Samstag vom Fussballspielen und von Sonntag aus Duenkirchen online gestellt. Roberts Komplimente aus dem Gaestebuch habe ich bereits weitergeleitet. Die entsprechende Dame im rot-weissen Pulli ziert sich allerdings ein wenig, da sie bereits einen Freund daheim hat.

Schoenen Abend noch

Es ist Montag :(

Hallo allerseits,
die Uni hat mich nach einem sehr schoenen Wochenende zurueck.

Wie ich in meinem letzten Beitrag schon erwaehnt hatte, wollten wir am letzten Donnerstag auf eine Open-Bar-Party im Opera-Nights gehen. Leider wurden unsere hohen Erwartungen jedoch nicht erfuellt. Nach einem halbstuendigen Fussmarsch durch die Innenstadt erreichten wir den Club, vor dem sich schon eine kleine Menschenmenge versammelt hatte. So konnten wir zunaechst einmal eine weitere halbe Stunde in der Schlange anstehen. Endlich vorne angekommen, musste ich mir auch noch die Frage nach meinem Alter gefallen lassen, bevor uns endlich Einlass gewaehrt wurde. Im Inneren machte der Cub eigentlich einen guten Eindruck, jedenfalls optisch. Fuer 10 € Eintritt erhielt jeder einen Gutschein, mit dem an der Theke ein Glas erhielt, das man sich dann zumindest theoretisch, so oft man wollte, auffuellen lassen konnte. Der erste Wodka-Orange konnte leider allenfalls durch seinen hohen Vitamingehalt ueberzeugen, nach zwei fuehlten wir uns bereits dermassen fit, dass wir beschlossen, dieses Lokal schnellstmoeglich zu verlassen. Erleichtert wurde uns diese Entscheidung durch die Tatsache, dass die Theke mittlerweile von drei Belagerungsringen durstiger Franzacken umgeben war, die alle mit bettelndem Gesichtsausdruck den voellig ueberforderten Garcons ihre Glaeser entgegenstreckten. Noch kurz beobachteten wir dieses Schauspiel und begaben uns dann auf den Heimweg, auf dem wir im Rahmen einer Verehrskontrolle noch eine artistische Vorfuehrung dreier Motorradpolizisten bewundern durften. Offensichtlich mussten sie naemlich ihre generalstabsmaessig nebeneinander parallel ausgerichten Bikes hundert Meter umparken, also zogen sie ersteinmal eine kleine Show ab, indem sie sehr elegant nacheinander in Reihe losfuhren, um dann die Strecke im Stehen und sehr sportlich auf dem Buergersteig zu bewaeltigen und ihre Raeder schliesslich wieder exakt am Strassenrand auszurichten. Als wir bei uns in der Residence angekommen waren, beschlossen Christian und ich, vor der Tuer noch einen kleinen Absacker zu uns zu nehmen, zu dem wir auch Beate noch ueberreden konnten. Wir setzten uns also auf einen kleinen Hof, der ziemlich im Dunkeln lag. So konnten uns die zwei Franzosen, die auf einmal wie wild an einem Fahrrad rumzerrten, das ein einem Fahrradstaender an der Strasse angschlossen war, auch nicht sehen. Wir reagierten zunaechst einmal verdutzt ob so viel Dreistigkeit, da das simple Reissen am Rahmen, um das Schloss aufzubrechen, natuerlich mit ziemichen Laerm verbunden ist. Beate schliesslich riss uns aus unserer Zurueckhaltung, die wir, mit den oertlichen Sitten nicht vertraut, ersteinmal eingenommen hatten, als sie anmerkte, dass genau ein Fahrrad an diesem Staender stehe, und Denise Ihres dort abzustellen pflege. Dies liess die Lage natuerlich in einem anderen Licht erscheinen und wir begaben uns an den Ort des Geschehens. Durch unser Auftreten sichtlich irritiert, begannen die beiden verhinderten Diebe irgendwelche Entschuldigungen zu stammeln, nachdem Christian sie auf englisch darauf hingewiesen hatte, dass sie gerade versuchten, sein Fahrrad vom Staender zu reissen. Auf unsere Aufforderung hin suchten sie schliesslich das Weite. Waehrend Beate ins Haus ging, um Denise zu holen, damit sie das Rad mit ins Haus naehme, kamen die beiden zu unserer Verwunderung auf der anderen Strassenseite zurueck und stoppten genau vor dem Wohnheim gegenueber, vor dem sich ebenfalls ein Fahhradstaender mit genau einem Fahrrad daran befand. Nachdem sie schnell bei uns die Erlaubnis eingeholt hatten, begannen sie also ihr Spiel mit diesem Fahrrad von neuem, was jedoch nicht von Erfolg gekroent war, so dass sie schliesslich unverrichteter Dinge von dannen zogen und Denise ihr Fahrrad ersteinmal im Haus in Sicherheit brachte. Dieses Geschehen war jedoch kein Einzelfall in Sachen Kriminalitaet. Einem Franzosen vom Club International wurde am selben Abend das Auto ausgeraeumt, Beate und Andres aus Mexiko wurden in der Metro bereits Zeugen eines aeusserst brutal ausgefuehrten Raubueberfalls direkt vor ihnen in der Warteschlange vor einem Fahrkartenautomaten, einige mexikanische Maedchen berichteten von einer wuesten Kneipenschlaegerei, bei der saemtliches Mobiliar durch den Raum flog und sie sich unter einem Tisch in Deckung begeben mussten und auch die Geldautomaten sind immer fuer eine (boese) Ueberraschung gut, sie spucken naemlich mitunter nur Karte und Quittung und kein Geld aus.

Den Freitag hatten viele von uns frei. Gegen mittag machten Beate, Stefan und ich uns auf einen kleine Stadtspaziergang, bei dem wir das Geburtshaus von Charles de Gaulles passierten und seine Taufkirche besichtigten. Das gleich taten wir mit einer anscheinend nicht mehr in Gebrauch befindlichen Kirche, in der eine Installation aus grossen Lichtnetzen angebracht war, die ihre Farbe von Zeit zu Zeit von rot nach blau wechselten. Nachdem wir uns auf dem Rueckweg noch Fussballkarten fuer Samstag gekauft hatten, gingen wir abends zu Brandon aus den Staaten, der zu einer kleinen Zimmerparty eingeladen hatte.

Der Samstag stand voll im Zeichen des Fussballs. Um 1 Uhr trafen wir uns mit den auslaendischen Studenten von unserer Schule zu einem kleinen Kick. Ich war in einer Mannschaft mit Beate, Stefan, Christian und zwei Mexikanern, Mariano und Adson. Dank deutscher Fussballtugenden, Kampfeswille und Opferbereitschaft, und mexikanischer Ballkunst entschieden wir die ersten beiden Spiele fuer uns. Das dritte war sodann ein Unentschieden, auch wenn unsere Meinung diesbezueglich nicht von allen Spielern der Gegenmannschaft geteilt wurde. Im Anschluss hoerten wir dann die Bundesliga-Konferenz auf Deutsche Welle und machten uns danach auf zum Stadium Lille Métropole, um uns das Heimspiel vom LOSC gegen Nizza anzuschauen. Nach einer enttaeuschend schwachen ersten Halbzeit, begann es in der zweiten Haelfte, ziemlich heftig zu regnen. Waehrend Beate, Lukas und Christian deswegen den Heimweg antraten, wurden Stefan und ich mit einem nun wirklich ansehnlichen Spiel fuer unseren Durchhaltewillen beohnt. Lille spielte wie ausgewechselt und uebte von nun an starken Druck auf die Equipe aus Nizza aus. Erst in der 93. Minute wurden die Anstrengungen auch durch einen schoenen Freistosstreffer belohnt, so dass auch wir zufrieden den Heimweg antreten konnten, um schnellstmoeglich eine heisse Dusche zu nehmen, da wir mittlerweile voellig durchnaesst waren.

Am Sonntag fuhren Beate und ich nach Duenkirchen, um die vielleicht letzten Sonnenstrahlen dieses Jahres noch ein wenig auszunutzen. Bei unserer Ankunft mussten wir allerdings feststellen, dass es sehr windig und dementsprechend kalt war. Nachdem wir uns an einem Kaffee gewaermt hatten, machten wir uns auf den Weg zum Office de Tourisme, um unseren Nachmittag ersteinmal zu planen. Dort angekommen nutzten wir sofort die Moeglichkeit, auf den alten Turm einer Kirche zu fahren, in dessen Unterbau die Touristeninformation untergebracht war. Bemerkenswerterweise stand der Turm auf der einen Strassenseite, die Kirche auf der anderen, da die Kirche in ihrer urspruenglichen Form zerstoert worden war. Von oben hatten wir einen schoenen Rundumblick ueber die Stadt, obwohl diese ganz sicher nicht zu den schoensten in Frankreich gehoert. Anschliessend besuchten wir noch das Hafenmuseum, das uns sogar positiv durch seine Ausstellungen ueberraschte, und ein kleines Aquarium, bevor wir noch ein wenig am Strand entlang schlenderten. Wieder in Lille angekommen, versuchten wir uns das erste Mal selbst an den hiesigen Muscheln, was uns auch gut gelang. Wir probierten sogar noch eine kleine Variante, indem wir dem Kochwasser gemahlene Chilis, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte, hinzufuegten. Mit und ohne Chilis schmeckten die Muscheln ganz hervorragend und wir assen uns reichlich daran satt.

Ab heutemorgen hat uns der Ernst des Lebens wieder, mal schauen, was die Woche bringt...

Euch allen eine schoen Woche

Thursday, September 09, 2004

Salut !

Da am letzten Wochenende die Uni abgesperrt war und die Woche ueber bisher auch irgendwie keine Zeit war, komme ich leider erst jetzt wieder zum Schreiben.
Ich hoffe, in Zukunft finde ich oefter die Zerit. Allerdings habe ich die wenige Freizeit ;) darauf verwandt, eine kleine Uebersichtsseite zu gestalten, und auch schonmal ein paar Fotos online zu stellen. Das Gaestebuch scheint noch nicht so optimal zu funktionieren. Da muss ich wohl die naechsten Tage nochmal etwas aendern.

Wie ich schon geschrieben hatte, hat hier am vergangen Wochenende die sogenannte Braderie stattgefunden. Obwohl mir von den Franzosen vorher schon in den buntesten Farben berichte worden war, war ich dann vom Ausmass der Veranstaltung doch ueberrascht.
Wir starteten am Samstagmorgen, nachdem wir mit der gesamten Gruppe ueber eine Dreiviertelstunde auf ein paar Mexikaner gewartet hatten ( ein immer unpuenktliches Volk ), zunaechst erstmal zu einem Park, in dem sich zig Haendler mit ihren Zelten fuer das Wochenende haeuslich eingerichtet hatten, wie ihr auch auf den Fotos sehen koennt. Dort wurde wirklich alles angeboten. Bei einem Grossteil hatte man aber auch den Eindruck, dass die Leute einfach zu faul gewesen waren, den Sperrmuell zu bestellen, und das Zeug deshalb lieber irgendeinem Trottel andrehen wollten. Nachdem wir eine grosse Platzrunde gedreht hatten, schlenderten Christian, Stefan und ich weiter in Richtung Innenstadt. Beinahe in jeder Strasse waren zu beiden Seiten und wo moeglich auch auf dem Mittelstreifen Verkaufsstaende aufgebaut. Da uns langsam der Hunger plagte, beschlossen wir, mit einem Doener Abhilfe zu schaffen. Also gingen wir noch ein gutes Stueckchen zum Doenermann unseres Vertrauens, obwohl auch beinahe jeder vierte Stand Kebab anbot. Dort allerdings wurden wir wie jedes Mal mit der Frage "Alles klar?" und einem Handschlag begruesst und erhielten auch bereitwillig einen Stempel in unsere "Card de Fidélité", mit der man den 16. Doener gratis erhaelt ( lol). Gut gestaerkt ging es hiernach wieder ins Stadtzentrum, in dem mittlerweile die Hoelle los war. Wir mieden also die grossen Strassen und bewunderten die angebotenen Kuriositaeten in den Seitenstrassen. In einer ebensolchen wurde es schliesslich ziemlich eng, als vier schon etwas betagtere Herren den Rahmen eine Pavillon-Zelts aufbauten, so dass alle Leute sich durch eine etwa 40 cm breite Luecke zwaengen mussten. Ueberraschenderweise guckte mich der mir am naechsten stehende Herr etwas irritiert an, als ich hinter seinem Ruecken meinte "Baut doch mal mitten auf der Strasse nen Zelt zusammen - Ach! - macht ihr ja schon." Er antwortete mit einem so freundlichen Laecheln "Jawoll Scheff!", dass ich mich noch immer frage, ob er irgendeins meiner Worte verstanden hat. Lustig war es aber alle mal. In der Beziehung muss aber auch immer auf der Hut sein, denn es verstehen wirklich mehr Leute Deutsch als ich gedacht haette, auch unter den International Students ( sogar die Oesterreicher). Bei der Braderie werden von jedem Restaurant die regionalen Moules Frittes angeboten, von denen ich ja schon geschrieben habe. Unter den Restaurants findet dabei ein kleiner Contest statt. Viele Restaurants sammeln naemlich die Schalen aller Muscheln, die am Wochenende bei ihnen verzehrt werden auf einem Haufen vor ihrer Tuer. Leider wollen aber scheinbar so viele Leute an diesen Huegeln mitarbeiten, dass man bei einigen am Samstagabend vor lauter Muell schon kaum noch Muschelschalen erkennen konnte. Die groesseren Restaurants hatte daher extra einen Mitarbeiter abgestellt, der die ganze Zeit nur damit beschaeftigt war, die Muschelschalen zu pflegen und von sonstigem Muell frei zu halten. Den Geruch der in der Statdt am Sonntagnachmittag bei strahlendem Sonnenschein und 24° im Schatten schliesslich herrschte, kann man sich wohl ungefaehr vorstellen. Am Samstagabend gingen wir nichtsdestotrotz mit dem Club International gemeinsam Muscheln essen, die wieder vorzueglich mundeten, wenn sie diesmal auch in Plastikschalen serviert wurden. Am Abend besuchten wir auf dem Parkplatz eines relativ zentral gelegenen Supermarkts eine Open-Air-Disko, die von einem franzoesischen Radiosender veranstaltet wurde aber nicht wirklich ueberzeugen konnte. So liessen wir den Abend im Latina-Cafe bei ein paar heissen Rythmen ausklingen und ich hatte eine kleine Tanzstunde bei den Mexikanerinnen. Am Sonntag traf ich mich mittags mit Beate und Birgit, um nocheinmal durch die Stadt zu flanieren. So erstand ich neben einem Poster, auf dem ein Unterwaschemodel sehr aesthetisch in Szene gesetzt wird ( das allerdings schon am Vortag mit Chris und Stefan) auch noch eine scharf gewuerzte Salami, die seitdem innigst darauf wartet, von mir angeschnitte zu werden. Am fruehen Abend liessen Christian und ich uns von Birgit und Beate in Birgits Wohnheim bekochen, was ihnen auch vorzueglich gelang, und anschliessend chillten wir ein wenig im hauseigenen Garten und spielten noch ein bisschen Volleyball und Fussball.
Montagmorgen ging sodann auch gleich um 8 der Ernst des Lebens wieder los, naemlich in Form von Strategic Management und nachmittags Management Control. Zwischendurch besuchten wir das erste Mal eine der drei Mensen, die sich direkt gegenueber unserem Wohnheim befinden. Leider mussten wir gemeinschaftlich feststellen, dass das dortige Personal die franzoesische Kochkultur wohl hoechstens aus dem Fernsehen kennt. Der Ablauf dort ist folgendermassen: Man muss sich einen Block, bestehend aus 10 Essensmarken fuer 26 € kaufen und kann sich dann frei fuer eines der drei "Restaurants" entscheiden. Was es gibt, erfaehrt man, wenn vor dem Tresen steht und sich meist zwischen 3 Angeboten entscheiden muss. Dazu kann man sich ein kleines Vorspeisenschaelchen und ein Dessert aussuchen. Wir entschieden uns also beim ersten Mensa-Mahl alle fuer ein Cordon-Bleu, das sich als echter Leckerbissen herausstellte, der Hunger trieb es aber dann trotzdem irgendwie rein. Zum Glueck variiert das Essensangebot nur wenig, so dass man schon langsam geschickter auswaehlt. Irgendwie brachten wir dann auch noch die zweite Lehrveranstalung des Tages hinter uns, die ueber volle drei Stunden ging.
Aehnlich vollzog sich der Dienstag, allerdings mit einer kleinen zusaetzlichen Gemeinheit. Wir hatten naemlich morgens 90 min Operations Management dann 3 Stunden Management Control und am Abend noch einmal 90 min Operations Management, das sich allerdings zu meinem Lieblingsfach gemausert hat. Dienstag abend traf sich dann die ganze Schule im Network Cafe, der ersten richtigen Disko in der ich hier bisher war. Ich unterhielt mich sogar mit einigen Franzacken, die ich vom Sehen aus dem Unterricht kannte. Da die Musik aber ziemlich schlecht war, verlor ich bald die Lust und machte mich dann auch recht frueh um 2 Uhr mit Stefan auf den Weg zu unserem Wohnheim. Auf dem Weg wollten wir noch einen Laden auschecken, wo sich einige Bewohner unserer Residence am Abend treffen wollten, standen allerdings vor verschlossener Tuer. Wir trafen schliesslich vor unserer Haustuer nur noch den angetrunkenen Rest dieser Gesellschaft, mit denen wir vor dem Zubettgehen noch einen kleinen Schwatz hielten.
Das Aufstehen fiel mir am naechsten Morgen dementsprechend schwer. Bei der ersten Besprechung zu einem Business-Game um 8 Uhr, das Teil des Strategic Management-Kurses ist, wurde ich allerdings recht schnell wieder munter und fuehlte mich nach einer Pause mit Kaffee und Croissant aus der Cafeteria wieder regelrecht fit, was ganz gut war, da ich den Rest des Tages freihatte. Diese Zeit nutzte ich, um die Homepage fertigzustellen. Aus unserem Plan, am Abend Fussball zu schauen, wurde leider nichts, da kein Pub hier in der Lage war auch nur ein Spiel zu uebertragen. Stattdessen lief ueberall Tennis!!! So chillte ich noch mit Erandi aus Mexiko, Beate, Janek aus Polen und Caspar aus Daenemark ein bisschen bei einem Doenermann vor der Tuer, um anschliessend frueh ins Bett zu gehen.
Am heutigen Morgen dann wartete eine Strategic Management-Vorlesung auf uns, die sich insofern lustig gestaltete, als dass zwei Franzosen rausgeworfen wurden, weil sie sich eigentlich recht leise unterhalten hatten. Als Kroenung mussten sie ihre Studentenausweise dalassen, um sie sich spaeter beim Direktor wieder abholen zu duerfen. Nach einer weiteren Vorlesung begleitet ich Beate zur Bank, wo sie wegen ihres Kontos noch ein paar Unterschriften leisten musste, um selbst ebenfalls ein Konto zu eroeffnen. Leider hatte die zustaendige junge Dame gerade wenig Zeit, aber ich konnte um 14.30 Uhr nocheinmal wiederkommen. Also ich also nach dem Mittagessen ohne Sprachbeistand wieder in der Bank war, hatte ich wie schon am Vortag den Eindruck, als wuerde ich das Franzoesische langsam besser verstehen. Ich merke naemlich zunehmend haeufiger, was die Leute ueberhaupt von mir wollen und schaffe es dementsprechend auch schonmal mit zwei, drei Worten auf franzoesisch zu antworten. Die Dame in der Bank erinnerte sich allerdings auch recht schnell ihrer Englisch-Kenntnisse, was die Sache auf Grund Ihrer unorthodoxen Aussprache allerdings nur teilweise vereinfachte. Trotzdem hatte ich schliesslich wider Erwarten schnell mein Konto eroeffnet. Heute Abend wollen wir wahrscheinlich noch zu einer Open-Bar-Party gehen und ich muss mich so langsam sputen.


Das soll es daher erstmal gewesen sein.

Bon soire et au revoir

Wednesday, September 08, 2004

Internet-Adresse

Soeben habe ich es endlich geschafft, eine kleine Uebersichtsseite mit zusaetzlichen Verweisen zu einem Fotoalbum und einem Gaestebuch online zu stellen.

Die Adresse lautet: www.nico-in-lille.de.vu

Morgen mehr

Bis dann

Friday, September 03, 2004

Bon jour !

Nun hat hier in Lille das Semester wirklich begonnen, doch der Reihe nach...

Dienstag abend waren wir mit allen International Students zum Abschluss der O-Phase gemeinsam essen. Es gab fuer alle Flammkuchen in verschiedenen Variationen, die alle recht gut geschmeckt haben. Anschliessend standen noch zwei Kneipen auf dem Programm. In der letzten brachte uns Sophie, die als Maedchen fuer alles an der IESEG arbeitet, noch franzoesische Kraftausdruecke bei, die ich allerdings nicht hier anfuehren werde.

Am Mittwoch hatten wir frei und nutzten dies, um gepflegt auszuschlafen. Das wurde allerdings bei mir noch kurz unterbrochen, da ich morgens um halb neun kurz zur Schule musste, die aber nur 2 Minuten Fussmarsch von unserem Wohnheim entfernt ist. Ich hatte noch etwas mit der zustaendigen Dame wegen meines Stundenplans zu klaeren, nachdem ich dies am Nachmittag zuvor vergessen hatte. Sie war aber trotzdem sehr freundlich und meinte, sie waere froh, dass ich erst morgens gekommen waere, da sie am Vortag mit den Interviews der uebrigen auslaendischen Studente soviel zu tun gehabt haette. Im Anschluss konnte ich also bis zum Mittag weiter schlafen und ging dann mit Beate und Christian in die Stadt. Am Dienstag hatten Beate und ich uns naemlich eine Pre-Paid-Karte fuer unsere Handies gekauft und als wir anschliessend noch Lebensmittel einkauften rief der Verkaeufer ploetzlich an. Nachdem ich das Telefon an Beate weitergegeben hatte, da ich nicht wirklich verstand, was der Typ von mir wollte, interpretierte sie seine Aussage-Intention so, dass wir am naechsten Tag nocheinmal vorbeikommen sollten. Erst als wir im Laden waren, erkannten wir unseren Fehler; Beate musste naemlich noch 35 € bezahlen, die er ihr am Vortag vergessen hatte zu berechnen. Allerdings versuesste der Verkaeufer ihr dies durch seine charmante Art, die er schon am Vortag unter Beweis gestellt hatte. Ich machte in der Stadt noch einige Fotos, um das gute Wetter auszunutzen und wir beschlossen, zum Mittag Muscheln zu essen, die hier zu den regionalen Spezialitaeten gehoeren. Fuer relativ wenig Geld bekamen wir ein wirklich leckeres Mahl, bestehend aus einer Schale mit den Muscheln in Gemuesesud und einer Portion Pommes Frittes, das wir draussen verzehrten. Leider hatte ich nach dem Essen keine Zeit mehr, mit den anderen beiden noch ein wenig die Sonne zu geniessen, da ich noch mit Martina und Lukas verabredet war, um zu IKEA zu fahren. Wir benutzten Martinas Auto, das wieder voll hergestellt war. Sie hatte naemlich am Montag aus Unachtsamkeit vor einer Einfahrt geparkt. Als sie das Auto wieder abholen wollte musste sie nicht nur feststellen, dass es offensichtlich abgeschleppt worden war. Sophie, deren Vater bei der Polizei ist, teilte ihr nach einem Telefonat mit ihm mit, dass ein Reifen beschaedigt sei. Vor Ort stellte sich dann allerding heraus, dass ein Vorder- und ein Hinterreifen offensichtlich von einem verhinderten Benutzer der blockierten Einfahrt zerstochen worden waren. Immerhin konnte Sophies Vater ein bisschen was drehen, so dass Martina nicht auch noch die Abschleppkosten von 100 € bezahlen musste, sondern nur die neuen Reifen. Mit den neuen Reifen ging es also in halsbrecherischer Manier zu Ikea, wo ich ersteinmal ein paar Kleinigkeiten im Wert von ueber 50 € erstand, was mich an der Kasse erst einmal leicht zusammenzucken liess, der Atmosphaere in meinem Zimmer aber sehr gut getan hat. Zum Abendessen trafen wir uns mit ca. 20 Leuten in einem anderen Wohnheim namens Foyer International. Es gab Reis (leider hatte ich es nicht mehr geschafft mit den anderen einkaufen zu gehen, um dies zu verhindern) mit suess-saurer Sosse und Huehnchen, zubereitet von Birgit, einer voellig durchgeknallten Hollaenderin. Da wir uns nach dem Essen ein bisschen weit aus dem Fenster gelehnt hatten, indem wir schon leicht angeheitert erklaerten, that German boys never wash up, taten wir eben dies um kein zu schlechtes Bild zu hinterlassen. Auf dem Weg zu einer Erstsmester-Party trafen wir dann auf eine zweite Gruppe, die den ersten Teil des Abends bei Leandros aus Brasilien mit Trinkspielen verbracht hatten. Radjif aus Indien hatte offensichtlich ein paar Runden verloren, da er sich sofort Sophie schnappte und fest im Arm behielt. Waehrend seine Hand sich hin und wieder ein wenig verirrte und Sophie ihn in ihrer muetterlichen Art nicht vor den Kopf stossen wollte, grinste Radjif uns die ganze Zeit an, als haette er gerade eine Begegnung der dritten Art hinter sich, was sehr zur allgemeinen Heiterkeit beisteuerte. Die anschliessende Party war sehr warm und eng. Zum Glueck hatte Stefan die glorreiche Idee, von zu Hause ein paar Biere zu holen, die wir eine halbe Stunde spaeter vor der Tuer mit Cedric und Maxim vom Club International verzehrten, um uns anschliessend wieder ins Gewuehl zu stuerzen.

Donnerstag morgen folgte um 9.40 Uhr die erste Vorlesung: Operations Management(auf Englisch). Der Dozent ist ein Hollaender und benimmt sich auch noch dementsprechend. Zur Einleitung erklaerte er uns seine Rules: "If you are late and the door is closed, you will keep out. If you are loud and I have to reprove you, you will go out." Diese Regeln ergaenzte er allerdings noch mit sichtlicher Muehe sich zu beherrschen, als das Handy von einem franzoesischem Maedchen fuer zwei Sekunden klingelte mit den Worten: "If this happens again the one whose phone is ringing goes out!" Abgesehen davon war die Vorlesung allerdings gar nicht schlecht und ich bin auch gut mitgekommen. Am spaten Nachmittag waren wir noch in einem huebschen Park, um ein bisschen das schoene Wetter zu nutzen. Kurz nach unserer Ankunft flog der Fussball von ein paar Franzosen in einen an die Wiese angrenzenden Teich. Sie hatten allderdings kurioserweise Glueck, dass der Hund von ein paar Pennern, die auch auf der Wiese chillten, das Teil nach ein paar Ehrenrunden durch den Teich unter allgemeinen Anfeuerungsrufen wieder herausholte. Nachdem Christian und ich Beate und Lukas auf dem Kleinfeld mit einem extra vorher angeschafften Billig-Fussball ein wenig ausgetanzt hatten, machten wir uns auf dem Rueckweg in unsere Wohnheime, um den Abend ausnahmsweise mal mit Schlafen zu verbringen.

So dann hatte ich heute morgen(Freitag) meine zweite Vorlesung, die aber sehr viel entspannter und freundlicher ablief. Die Dozentin kommt allerdings auch nicht aus Holland. Ich freue mich schon auf das Wochenende, dann soll hier naemlich ein grosser Markt namens Braderie stattfinden, zu dem rund eine Million Menschen in der Stadt erwartet werden und die ganze Nacht gefeiert werden soll.

In diesem Sinne liebe Gruesse und bis bald !

Tuesday, August 31, 2004

Nachdem wir letzte Woche Donerstag gut in Lille angekommen sind, finde ich heute das erste Mal die Zeit, ein paar Zeilen zu schreiben.

Losgefahren sind wir aus Goettingen am Donnerstag morgen mit zwei Wagen: Stefan ist mit seinem Vater und unser aller Sachen per Wohnmobil gereist, Beate, Denise und ich mit Beates Auto.

Nach der Ankunft erwartete uns zunaechst einmal ein kleiner Schock in Form unserer Zimmer. Der Geruch, der dort vorherrschte war nicht nur angenehm und die Waende wuerden sich ueber etwas frische Farbe sicher freuen. Aber offen fuer die franzoesische Lebensart liessen wir uns davon nicht die Laune verderben. Nachdem wir unsere Sachen in die Zimmer geraeumt hatten, machten wir uns unter Christians Fuehrung, der schon am Dienstag angekommen war, auf zu einer ersten kleinen Entdeckungstour. Anschliessend liessen wir den Abend bei ein paar Bierchen im Wohnheim ausklingen. Lustig war dabei, dass wir das Bier immer auf unsere Zimmer schmuggeln muessen, da Alkohol hier in den Wohnheimen grundsaetzlich verboten ist.
So hatten wir alle erstmal ein Gefuehl, als waeren wir wieder fuenfzehn.

Am Freitag trafen wir uns morgens dann das erste Mal an der Schule, um die Zeit bis zum eigentlichen Semesterbeginn mit der Orientierungswoche fuer die auslaendischen Studenten zu verbringen. Das erste Kennenlernen mit den anderen Auslaendern und den franzoesischen Studenten des Club international, von denen diese Woche hauptsaechlich organisiert wurde, gestaltete sich sehr unkompliziert bei Kaffee und etwas Gebaeck. So dann stellten sich uns einige Verantwortliche der Schule vor, wobei aber ein lockerer, freundschaftlicher Rahmen gewahrt wurde. Mein erster Eindruck fiel dementsprechend positiv aus. Der Tag ging weiter mit einem Rundgang durch die Schule, gemeinsamen Mittagessen und einigen kleinen Informationsveranstaltungen. Nebenbei unterhielt man sich mit staendig wechselnden Leuten, so dass mir am Abend schon der Schaedel qualmte vor lauter neuen Namen und Gesichtern. Abend trafen wir uns dann mit der ganzen Gruppe, um eine merkwuerdige Mischung aus Billard-Kneipe, Pub und Disco zu besuchen. Erneut traf uns die franzoesische Lebensart mit voller Haerte, dieses Mal in Form der doch sehr hohen Bierpreise. Nach kurzer Beratung mit Christian entschieden wir uns fuer Budweiser, von dem die Flasche 3 € kostete. Als wir uns dann schliesslich verabschieden wollten, versuchte Lukas aus Oesterreich uns etwas aufzuziehen, indem er uns Schwaechelei vorwarf. Das konnten wir uns natuerlich nicht bieten lassen
(Christian:"Don't fuck with the Germans!"), so dass wir diesen kleinen Laendervergleich wenig spaeter fuer uns entschieden hatten, als wir mit Martina(ebenfalls aus Oesterreich) und dem leicht schwankenden Lukas das Lokal verliessen.

Am naechsten Tag(Samstag) stand ein Ausflug mit dem Bus nach Bruegge auf dem Programm. Nach einer gemeinsamen Bootsfahrt auf den kleinen Kanaelen in der Innenstadt trennte sich die Gruppe. Martin, Lukas, Christian und ich begaben uns auf eine klein Foto-Safari, in deren Verlauf auch Zeit blieb fuer einen Kaffee und spaeter ein belgisches Bier. Das Highlight bildete der Besuch eines altertuemlichen Turms am zentralen Platz in der Innenstadt. Der lange und anstrengende Aufstieg wurde mit einem beeindruckenden Ausblick belohnt, der untermalt wurde von apokalyptisch lauten Glockenspiel direkt ueber uns. Im Anschluss ging die Fahrt weiter nach Oostende, wo wir noch etwas am Strand relaxten. Nach der Rueckehr nach Lille fuehrte der Weg abends in eine Kneipe mit Tanzflaeche die der vom Vortag von der Atmosphaere recht aehnlich war.

Nachdem Christian und ich den ganzen Tag gechillt hatten, um uns wieder halbwegs herzustellen, ging der Montag mit der Kurswahl los, die sich einfacher gestaltete als zunaechst befuerchtet. Im Anschluss besuchten wir die Bibliothek und hatten noch Einzelgespraeche, in denen der Stundenplan fuer das Semester erstellt wurde, der sich uebrigens interessanterweise woechentlich aendert. Am Abend waren wir zur Abwechslung auch mal in einer Kneipe, was aber wieder ziemlich lustig wurde.

Heute(Dienstag) schrieben wir noch leicht verkartert am fruehen Morgen einen Franzoesisch-Test, der zur Einstufung fuer die Sprachkurse dienen soll. Danach hatten wir noch eine kleine Stadt-Rallye, bei der ich mit Claudia aus Mexiko(beim Namen bin ich mir schon gar nicht mehr sicher, weil hier so viele Mexikanerinnen sind, die sich auch noch alle sehr aehnlich sehen) und John aus Kanada durch die Stadt marschierte.

Das wars fuers Erste

Liebe Gruesse